Zeitleiste
Mit freundlichem Dank an Hans-Oskar Baron Löwenstein de Witt für die Korrekturen!
 
13. Januar 1943
Mobilmachung zum "totalen Krieg". Einführung der Arbeitspflicht für Frauen zwischen siebzehn und fünfundvierzig Jahren. Meldungen des SD (Sicherheitsdienst) im Februar 43 berichten, daß ein großer Teil der weiblichen Bevölkerung Hitlers Anweisungen, der Zwangsverpflichtung zur Arbeit, sich widersetzten. Hundertausende von Frauen aus dem gesamten Reichsgebiet meldeten sich krank: "sie könnten leider die ihnen zugewiesenen Aufgaben nicht übernehmen. Rasendes Kopfweh, chronische Rückenschmerzen, hartnäckige Erkältungen, Infektionen der verschiedensten Art hinderten sie daran." Ein Jahr später, Anfang 1944, stellt das Speersche Ministerium für Rüstung und Kriegsproduktion fest, daß es "die Mobilisierung der deutschen Frauen für die Kriegsanstrengungen als völlig gescheitert" ansehen müsse.
 
31. Januar - 2. Februar 1943
Militärischer Wendepunkt durch Kapitulation von Stalingrad
18. Februar 43
Goebbels Rede im Berliner Sportpalast für den "totalen Krieg".
 
26. Februar 43, Freitag:
Der Leiter der Jüdischen Gemeinde wird zum "Judenreferat" der Gestapo in die Burgstraße beordert: Mitglieder der jüd. Gemeinde sollten Schreibkräfte und Erste-Hilfe-Gruppen bereitstellen.
 
27. Februar 43, Samstag (Sabbath):
Fabrikaktion: Gefangennahme von ca. 27 ooo Berlinern jüdischer Herkunft durch SS und Geheime Staatspolizei an den zentralisierten Arbeitsplätzen und aus Wohnungen heraus. Internierung in Sammellager: Wehrmachtskaserne in Berlin-Reinickendorf, Kasernenreitstall Rathenowerstraße, ehemalige Synagoge Levetzowstraße, ehemaliges Vergnügungslokal "Clou" Mauerstraße/Zimmerstraße, Lager Große Hamburger Straße 26, ehemalige Behörder für Wohlfahrtswesen und Jugendfürsorge der jüdischen Gemeinde Rosenstraße 2-4.
 
Die in den Sammellagern Inhaftierten werden nach der rassistischen Nazilogik erfaßt. Die Juden aus "Mischehen" und die "Mischlinge" wurden abgetrennt. Die "Mischlinge" wurden administrativ in "Privilegierte" und "Geltungsjuden" eingeteilt.
 
Transport der "Mischehepartner" und "Mischlinge" zur Rosenstr. 2-4. Informationen über den Aufenthalt der Verhafteten durch Weitersagen ("Mundfunk").
Erste Ansammlungen vor der Rosenstraße.
 
28. Februar 43, Sonntag:
Etwa 1 5oo bis 2 ooo Menschen Gefangene sind in der Rosenstraße eingesperrt. Ansammlungen von Angehörigen der Inhaftierten vor der Rosenstraße.
 
1. März 1943, Montag:
Der Strassenbahnverkehr im Gebiet der Rosenstraße wird umgeleitet.
Die SS richtet Maschinengewehre auf die größer gewordene Ansammlung von Menschen vor der Rosenstraße. Einzelne rufen "Mörder". Die Maschinengewehre werden wieder abgezogen.
 
Aus der Levetzowstraße werden Gefangene zum Güterbahnhof Quitzowstraße abtransportiert: der erste Deportationszug der `Fabrikaktion' mit 1736 Juden nach Auschwitz.
 
In der Nacht: (1./2. März)
Schwere Britische Luftangriffe (Groehler, Olaf, 1982, S. 18) auf Berlin.
 
2. März 1943, Dienstag:
Weiter Ansammlungen von Angehörigen der Inhaftierten in der Rosenstraße.
 
Goebbels notiert in seinem Tagebuch:
"Wir schaffen die Juden endgültig aus Berlin heraus. Sie sind am vergangenen Sonntag schlagartig zusammengefaßt worden und werden nun in kürzester Frist nach dem Osten abgeschoben."
 
3. März 1943, Mittwoch und 4. März 1943, Donnerstag:
Neu festgenommene Juden aus Mischehen und "Geltungsjuden" werden im Lager der Großen Hamburger Straße und in der Rosenstraße interniert.  
Hunderte Frauen, Mütter, Männer und Kinder, Verwandte und Freude kommen jetzt auch zur Großen Hamburger Straße.
 
5. März 1943, Freitag:
Andauer der Ansammlungen bzw. des Protestes.
 
6. März 1943, Samstag:
25 Inhaftierte aus der Rosenstraße werden nach Auschwitz abtransportiert. (Sie wurden nach der Ankunft dort ausgesondert. 12 Tage nach ihrer Verhaftung wurden sie von Auschwitz aus wieder nach Berlin zurückgebracht und von dort aus in das "Arbeitserziehungslager" Großbeeren gebracht.)
 
Deportation von 690 Menschen jüdischer Herkunft vom Bahnhof Putlitzbrücke aus nach Auschwitz. Seit Beginn der `Fabrikaktion' hatte man schon 7031 Juden dorthin verschleppt.
 
Freilassung der Inhaftierten aus der Rosenstraße.
 
Goebbels in seinem Tagebuch:
"Gerade in diesem Augenblick hält der SD es für günstig, in der Judenevakuierung fortzufahren. Es haben sich da leider etwas unliebsame Szenen vor einem jüdischen Altersheim abgespielt, wo die Bevölkerung sich in großer Menge ansammelte und zum Teil sogar für die Juden etwas Partei ergriff. Ich gebe dem SD Auftrag, die Judenevakuierung nicht ausgerechnet in einer so kritischen Zeit furtzusetzen. Wir wollen uns das lieber noch einige Wochen aufsparen; dann können wir es umso gründlicher durchführen."