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Foto: Abraham Pisarek / Rosenstrasse 2-4

Info 1
Vor dem Haus der Rosenstraße 2-4, der mitten in der Berliner City gelegenen, damals wichtigsten Behörde der jüdischen Gemeinde, stehen in der Nacht des 27. Februars 1943 hunderte von Frauen.
 
Sie stehen dort am Sonntag, dem 28. Februar. Sie stehen dort - tags, nachts - am Montag, dem 1. März, am Dienstag, dem 2. März, am Mittwoch, am Donnerstag.
 
Am Freitag war die Straße "dunkel wie ein See von Köpfen, tausend Leute. Die SS richtete Maschinengewehre auf uns".
 
Ein Gesetz vom Mai 1933 verbot alle nicht von Nazis organisierten Demonstrationen. Daß es diese Demonstration im Februar/März 43 gab, daß es Frauen waren, die als einzige während der Nazi-Zeit öffentlich demonstrierten, daß sie Erfolg hatten, wissen wenige.
 
Am Samstag, den 6. März gab Goebbels den Befehl, alle in der Rosenstraße inhaftierten Juden aus Mischehen freizulassen. Sie bekommen Lebensmittelkarten, Entlassungspapiere ausgehändigt. Die Festnahmen werden als "Versehen und Übergriff der Berliner Gestapo" ausgegeben.
 
Fünfundzwanzig dieser Inhaftierten wurden noch während der Proteste nach Auschwitz deportiert. Drei Wochen nach der Protestaktion der Frauen wurden die Männer aus dem Konzentrationslager wieder entlassen und mit dem Zug in ein Arbeitslager in der Berliner Umgebung zurückgebracht. Das gab es in der Geschichte des Nazi-Faschismus nicht noch einmal. Die meisten von ihnen überlebten den Krieg.
 
Goebbels notiert an diesem Tag in seinem Tagebuch: "Es haben sich da leider etwas unliebsame Szenen vor einem jüdischen Altersheim abgespielt, wo die Bevölkerung sich in großer Menge ansammelte und zum Teil sogar für die Juden etwas Partei ergriff. Ich gebe dem SD den Auftrag, die Judenevakuierung nicht in einer so kritischen Zeit fortzusetzen."
 
Info 2
Text mit Änderungen zitiert nach:
Gedenkort Rosenstrasse. Dokumentation der "Topographie des Terrors" http://www.topographie.de/de/rosen.htm
 
In Berlin wurden im Zuge der sogenannten Fabrikaktion ungefähr 27.000 "ungeschützte" Juden, die nicht unter eine der Ausnahmekategorien der Nationalsozialisten fielen, verhaftet und in vier Sammellagern (zwei Kasernen, das Konzerthaus "Clou", die Synagoge in der Levetzowstraße) interniert. Bis zum 6. März wurden nahezu 7.000 von ihnen in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
 
Ein Teil der ca. 2.000 bei der Fabrikaktion verhafteten "Mischlinge" oder in "Mischehe" lebenden Juden, die aufgrund ihres "geschützten" Status nicht in diese Deportationen eingeschlossen waren, wurden getrennt in einem Verwaltungsgebäude der Jüdischen Kultusvereinigung in der Rosenstraße 2-4 und in einem Gebäude in der Großen Hamburger Straße festgehalten.
 
In einer für die NS-Zeit beispiellosen öffentlichen Aktion protestierten viele Hunderte von nichtjüdischen Angehörigen, zumeist Ehefrauen der verhafteten jüdischen Zwangsarbeiter, tagelang vor der Rosenstraße 2-4 und forderten die Freilassung ihrer Familienangehörigen. Am 6. März 1943 wurden die festgehaltenen Juden aus der Haft entlassen.
Insgesamt wurden über 50.500 Juden aus Berlin in die Vernichtungslager in den von Deutschland besetzten osteuropäischen Ländern deportiert.
 
Info 3  
Wo liegt die Rosenstraße? Stadtplan
Woher der Name Rosenstraße? Info
 
Info 4
Zeitleiste
 
Info 5
Im Jahr 1992 organisierte die "Projektgruppe Rosenstrasse" Veranstaltungen mit ZeitzeugInnen und stellte eine Litfaß-Säule in der Rosenstrasse auf. Sie stand genau an der Stelle, an der 1943 auch eine Litfaßsäule stand und von der Zeitzeugen berichteten, dass sie sich hinter ihr versteckt hatten. Die 1992 aufgestellte Lifaß-Säule informierte über den Widerstand in der Rosenstrasse.
 

Info 6

Aktionen des Frauenwiderstands